Ostern. Das das höchste Fest des Christentums. 2020 ohne Pilgerscharen am Petersplatz. Ohne Fleischweihen – so ferne man als konservativer Südstaatler keine Verwandten im Pfarrgemeinderat hat. Ohne gut besuchte Gottesdienste. Ohne Kreuzwege, denen Gläubige beiwohnen.
Die Christen versammeln sich vor den Fernsehgeräten oder dem Internet. Dort lauschen sie den Worten der Bischöfe, der Kardinäle wie des Heiligen Vaters.
Der Christ des frühen 21. Jahrhunderts ist vieles gewöhnt. Gezwungenermaßen. Das Abschneiden der Köpfe in Afrika und im Nahen Osten sei hier erwähnt, jedoch nicht näher ausgeführt. Ceylon 2019 verdient eine eigenen Betrachtung.
Die Kirche verliert Mitglieder um Mitglieder. Die Schäfchen rennen den Hirten in Scharen davon. Die verbliebenen Schafe wünschen stärkere Mitsprache wie offenere Strukturen. Links-katholische Blätter aus dem Stall von Styria und Raiffeisen zitieren gerne progressive Theologen oder junge Mitglieder, die den Konservativismus, die Traditionalität sowie den Reaktionismus anprangern. Ein junges Mädchen der katholischen Jugend erklärt wortwörtlich: Die Kirche in ihrer jetzigen Form hat mir nichts zu bieten.
Carola Rackete dampft auf einem Schiff, welches durch die Kirche mitfinanziert wird, zwischen Europa und Afrika hin und her, um Schiffbrüchige der Rettung der libyschen Küstenwache zu entreißen. Neben dem finanziellen Segen erhalten sie und ihre Mitstreiter auch den christlichen Segen. Dass von Zeit zu Zeit Christen über Bord geworfen werden, um Platz zu sparen bis die christlichen Rettungsflotten nahen, ist eine unschöne Fußnote.
Greta Thunberg und ihre „Fridays for Future“-Bewegung erfährt durch den Heiligen Vater die Anerkennung als profane Prophetin und ihre Gefolgsleute als Jünger wie Erleuchtete. Das Corona-Virus wurde durch den Heiligen Vater als Geißel der Natur interpretiert, um das schändliche Werken des Menschen zur Verursachung des Klimawandels zu rächen. Die Christenverfolgung in China ist wiederum eine unschöne Fußnote.
Kevin Kühnert, der Chef der deutschen Jusos, kämpft als Mitteleuropäer nicht nur mit seinem Vornamen, sondern auch gegen den Kapitalismus. Seine Phantasien über die Verstaatlichung der großen Konzerne stehen viel früher als gedacht vor der Verwirklichung. Mit päpstlichem Segen. Die Umverteilung wie der Erlass der Schulden soll sich zudem von den Volkswirtschaften auf die gesamte internationale Gemeinschaft erstrecken. Vorbei die Zeiten des Don Camillo und Peppone, wo über die beste Armenfürsorge im Kleinen gestritten wurde.
Was soll die Kirche dem oben erwähnten Mädchen noch bieten, um das Interesse des Schäfchens wieder zu erwecken? Aufhebung des Zölibats? Homoehe? Adoptionsrechte für alle? Abtreibung? Laienpriester? Weibliche Priester? Am Freitag Muezzin? Am Samstag Love Parade? Am Sonntag indigene Riten? Am Montag Life-Style-Buddhismus? Am Dienstag Yoga? Am Mittwoch esoterische Lesungen? Etc. Wo verlaufen die Unterschiede zur progressiven evangelischen Kirche?
Noch niemals in der Geschichte hat sich ein Oberhaupt der katholischen Kirche derart um den Zuspruch und das Wohlergehen von Atheisten, Moslems, Heiden, Indigene, Kommunisten, Krypto-Kommunisten etc. bemüht und Christen derart stiefväterlich zurückgewiesen wie ignoriert.
Der normale Christ sehnt sich zurück nach Benedikt XVI. oder erhofft einen Mann wie Kardinal Raymond Leo Burke in der Zukunft.
[Autor: G.B. Bild: Wikipedia/Pufui Pc Pifpef I Lizenz: CC BY-SA 3.0]