Hendrik Streeck: „Fällt ein Faktor aus, bricht alles zusammen wie ein Kartenhaus“

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Virologe kritisiert: Einschränkungen wurden nicht auf Grundlage ausreichender Fakten getroffen

Klare Worte zu den freiheitseinschränkenden Maßnahmen in der Bundesreplik Deutschland, die mit der Bekämpfung des Coronavirus begründet werden (gleiches gilt für Österreich), findet der Virologe Hendrik Streeck. In der ZDF-Diskussionssendung „Markus Lanz“ erklärte der Direktor des Instituts für Virologie und HIV-Forschung an der Universität Bonn: „Wir wissen auch, dass es bisher keine nachgewiesenen Übertragungen gibt z. B. beim Einkaufen, keine nachgewiesenen Übertragungen beim Frisör.“

Dann bezog sich Streeck auf den sogenannten Webasto-Fall in Bayern. Ein Mitarbeiter eines Autozulieferers hatte sich bei einer Kollegin aus China angesteckt. Doch die offenbar hochinfektiöse Frau hatte im Restaurant und im Hotel, in dem sie untergebracht war, niemanden infiziert. Sie habe ganz spezifisch den Mitarbeiter der Firma angesteckt, der mit ihr in engem Kontakt war. Aus dieser Infektionskette könne man rückschließen, dass das Essen im Restaurant nicht der Ort der Infektion ist. Viele Infektionen gab es nur beim engen Zusammensein über einen längeren Zeitraum, etwa beim Apres Ski in Ischgl oder einem Fußballspiel in Bergamo, also jener norditalienischen Stadt, die besonders vom Coronavirus betroffen ist.

Außerdem erklärte Streeck, dass bei Proben kein lebendes Virus auf Türklinken nachgewiesen werden konnte: „Für mich sieht es nach den vorliegenden Ergebnissen danach aus, dass eine Türklinke nur infektiös sein kann, wenn vorher jemand in die Hand gehustet hat und dann drauf gegriffen hat.“

Der Virologie ließ außerdem mit der Bemerkung aufhorchen, er finde es als Problem in der gegenwärtigen Diskussion, dass wir bisher „sehr über Spekulationen und Modellrechnungen reden, und da muss ja nur ein Faktor an dieser mathematischen Rechnung falsch sein, dann fällt das alles zusammen wie ein Kartenhaus“. Deshalb plädiert der Experte für das Sammeln von Daten, damit man auf deren Basis Empfehlungen aussprechen und Entscheidungen treffen kann.

Zum Herunterfahren des öffentlichen Lebens sagte Streeck: „Zur Ausgangsbeschränkung habe ich gesagt, wir sollten mal abwarten und schauen, was passiert. Das Virus gehorcht keinem Politiker (…). Man muss dem Virus auch Zeit lassen damit wir die Ergebnisse auch langfristig sehen und einordnen können, was funktioniert und was nicht.“ Gleichzeitig sprach sich der Virologe dagegen aus, die getroffenen Maßnahmen sofort rückgängig zu machen.

Ein guter Weg zur Eindämmung des Virus sind Streeck zufolge ganz viele Tests, wie es etwa Südkorea getan hat – und was weder in Deutschland noch in Österreich geschehen ist, um die Kontakte nachzuvollziehen.

[Autor: B.T. Bild: Screenshot “ZDF” Lizenz: –]

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