Die neue Life-Style-Regierung lässt wenig Zeit verstreichen, wenn es darum geht dem unvernünftigen, halsstarrigen, ungesunden Bürger zu seinem Glück zu verhelfen. Mit Hilfe kleiner Stupser in Form von Verboten, Vorschriften sowie Eingriffe in bürgerliche Freiheiten wie Privatsphäre – so genanntes Nudging – soll die gesamte österreichische Bevölkerung bis zum Ende der ersten Legislaturperiode so fesch, so gesund so dynamisch sein wie die versammelte Regierungsmannschaft. Von Werner Kogler vielleicht abgesehen.
Keine Raucher, keine Übergewichtigen, keine Trinker, keine Fleischesser etc.
Nun steht der Verfasser dieser Zeilen am Bahnhof. Dort wird er bei der Raucherzone von einem Schild freundlich darauf hingewiesen, dass am 3. Februar die Raucherzonen geräumt werden. Ursprünglich war es vorgesehen, dass dies erst am 1. April erfolgt. Aber hat eine Regierung schon einmal eine Steuerreform vorgezogen. Oder eine Verwaltungsreform. Etc. Eher im Gegenteil.
Nun sollte der Verfasser dieser Zeilen gewiss weniger Rauchen. Aber darum geht es nicht. Er sollte auch weniger Fleisch essen, weil er zu dick ist. Aber auch darum geht es nicht.
Es geht um die Frage wie weit ein Staat in die freie Organisation einer Gesellschaft eingreifen darf. An einem Bahnsteig im Freien zu Rauchen ist für nichtrauchende Mitreisende in etwa so belästigend wie der Verzehr einer Wurstsemmel in einem Bahnabteil neben einem Veganer. „Who cares? Snowflakes!“
Die Bahnsteigraucherzonen sind in etwa vergleichbar mit Wintergärten oder Gastgärten, wo noch geraucht werden darf. Die Betonung liegt auf: noch!
Der erste handstreichartige Schlag der Verkehrsministerin Gewessler.
Der nächste Handstreich befindet sich in Vorbereitung. Landwirtschaftsministerin Köstinger erklärt in einem Interview, dass viel zu selten teures Fleisch gekauft wird. Der Bürger greift bei günstigem Fleisch aus Massentierhaltung zu. Er sollte mehr teures Fleisch kaufen. Und das weniger. Und das oft.
Der Verfasser dieser Zeilen hält nichts von derartigen Tugendterrorgouvernantenhaften Vorgehen, getarnt als Nudging. Freie Bürger sollen gemäß ihrem Einkommen kaufen und konsumieren was sie wollen. Was gut und schlecht für einen ist, findet ohnehin jeder mit der Zeit selbst heraus. Solange er nicht in einem chinesischen Sozialkreditsystem gefangen ist. Welches sich gerade im Aufbau befindet.
Die Regierung sollte ihre Aufmerksamkeit wieder darauf richten, dass der Bürger weniger Steuern zahlt, ausnahmslos allen Kindern Lesen und Schreiben beigebracht wird und dass Recht und Ordnung in allen Straßen und Bezirken ausnahmslos wiederhergestellt wird. Anstatt steuerzahlende Raucher und Fleischesser zu drangsalieren.
Aber fesch sind sie. Die Frauen und Herren Minister…
[Autor: G.B. Bild: Facebook „Gert Bachmann“ Lizenz: -]