Autor: A.R. Bild: Wikipedia/Mark Bray Lizenz: CC BY 2.0
Der Prozess konzentriert sich auf das Verhalten von Benedikt XVI., als Präfekt der vatikanischen Glaubenskongregation unter dem damaligen Papst Johannes Paul II. – und natürlich auch auf seine Zeit danach als Papst!
In seiner Funktion als Präfekt hat der frühere Papst angeblich versucht, einen Priester zu schützen, der im Jahr 1998 beschuldigt wurde, ein minderjähriges Kind missbraucht zu haben.
Der deutsche Staatsanwalt Günter Herzog hat den Prozess am Mittwoch beantragt, nachdem der ehemalige Papst im Januar in einem Buch behauptet hatte, dass er „alles getan“ habe, um sexuellen Missbrauch und sexuellen Übergriffe durch den Klerus zu verhindern.
Laut Herzog entspricht das keineswegs der Wahrheit. Im Gegenteil: Der Vorwurf gegen Benedikt, der von 2005 bis 2013 als Papst regierte, ist laut Herzog, dass er den Missbrauch in der Kirche „regelrecht gefördert und gebilligt“ habe. Der deutsche Anwalt behauptet, unter Benedikts Verantwortung habe es systematische Versuche gegeben, Missbrauchsopfer zum Schweigen zu bringen, was die Fälle nur noch schlimmer gemacht hätte. Benedikt müsse zwangsläufig davon gewusst haben.
Die Zeiten der kirchlichen Heuchelei und des sexuellen Missbrauchs scheinen vorerst eingedämmt zu sein. Aber ein Blick zurück in die Vergangenheit der römisch-katholischen Kirche verdeutlicht, dass es eine beunruhigende und schockierende Geschichte zu erzählen gibt.
Von 2005 bis 2013 hat die römisch-katholische Kirche unter Benedikt XVI. zahlreiche Fälle sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen und Erwachsenen aufgedeckt. In vielen Fällen wurden die Missbrauchsfälle, die auf die Strafverfolgungsbehörden zurückgingen, von den höchsten Autoritäten der Kirche vertuscht. Das ist mittlerweile unbestritten.
Natürlich ist es schwierig, eine genaue Zahl anzugeben, da es keine verlässlichen, weltweiten Zahlen gibt. Einige Schätzungen verraten uns aber, dass es von 2005 bis 2013 mehr als 10.000 Fälle sexuellen Missbrauchs in der römisch-katholischen Kirche gegeben haben soll.
Indes erklärt die katholische Kirche die Entscheidung des Vatikans, ein Verfahren gegen den ehemaligen Papst Benedikt XVI. einzuleiten. Die katholische Kirche betont, dass jeder Mensch unter der Autorität des Gesetzes steht, und dass jeder, einschließlich des eemeritierten Papstes, für seine Handlungen verantwortlich ist. Der Vatikan betonte aber auch, dass das Verfahren gegen Benedikt XVI. nicht als Vorwurf gegen das Amt des Papstes an sich verstanden werden soll. Es liege nur im allgemeinen Interesse solche Fälle aufzuklären und genauestens zu untersuchen.