USA: Buch eingestampft, da Autorin falsche Hautfarbe hat

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Autor: E.K.-L. Bild: Wikipedia/Johnny Silvercloud Lizenz: CC BY-SA 2.0


„Kulturelle Aneignung“ und ihre Folgen

Jennifer M. Buck, Doktor der Philosophie, lehrt Theologie an der Azusa Pacific Privat-Universität im Städtchen Azusa, Bundesstaat Kalifornien. Nebenbei versucht sich Buck als Buchautorin, verfasst das Werk Bad and Boujee (auf Deutsch bedeutet das ungefähr „Arm und Reich“) und schreibt darin über eine bestimmte Richtung des schwarzen Feminismus, konkret über den Trap-Feminismus. Trap ist eine Variante der afro-amerikanischen Hip-Hop-Jugendkultur.

So ein Untersuchungsgebiet zu wählen und sich damit in Buchform zu beschäftigen, wird Buck jetzt zum Verhängnis. Denn nach Protesten hat der Verlag Wipf and Stock aus Eugene/Oregon das Buch aus dem Verkehr gezogen.

Weil sich Jennifer M. Buck, eine Weiße, mit einem Thema beschäftigt, das nur Schwarze etwas angeht. Eine derartige Todsünde wider den Geist der politischen Korrektheit nennt man kulturelle Aneignung.

Unmittelbar nach dem Erscheinen des Werks ist die Hölle los. Unzählige Gutmenschen sind empört, entsetzt oder schockiert. Dazu sollte man wissen: Bei Gutmenschen gibt es stets nur diese extremen Gefühlsausformungen. Ein bloßes Missfallen, ein Unmut oder auch Unbehagen tut es mitnichten. Nein, man ist immer (und wenn möglich: dauernd) voller Empörung, Entsetzen oder gar in einem Schockzustand.

Mit dem Begriff Kulturelle Aneignung wird – so wir Wikipedia Glauben schenken dürfen – die Übernahme eines Bestandteils einer Kultur von Trägern einer anderen Kultur … bezeichnet. In diesem Sinne wird Bucks Vorgehensweise kritisiert. Sesali Bowen, eine afro-amerikanische Journalistin, redet Tacheles: Tatsache ist, dass es sich um eine weiße Frau handelt, die kein Recht hat, über all das zu schreiben, weil nichts rund um ‚trap‘ oder ‚Black feminism“ ihrer gelebten Erfahrung entspricht.

Eine andere schwarze Dame, eine gewisse Whitney Alese, formuliert es so: Wie kann es Jennifer wagen, zu denken, sie hätte die Berechtigung, über die Erfahrungen von schwarzen Frauen zu schreiben. Warum bekam sie die Erlaubnis? An Alese dürften Errungenschaften wie Meinungsfreiheit sowie die Freiheit der Wissenschaft spurlos vorübergegangen sein.

Seit etlichen Jahren gibt es eine Kontroverse über die sogenannte kulturelle Aneignung in Kunst und Literatur. Jetzt sind anscheinend die Sozialwissenschaften dran. Motto: Jeder darf nur mehr über eigene Erfahrungen schreiben. Erfahrungen Fremder sind tabu. Und niemand darf sich der Erkenntnisse einer fremden Kultur bedienen.

Zwei Beispiele, weswegen eine solche Idee blanker Unsinn ist. Karl Marx hätte nie Das Kapital verfassen dürfen, war der Mann aus Trier doch weder Ausbeuter (Marx verfügte bekanntlich über keine Produktionsmittel und noch viel weniger über Geld) noch unterdrückter Proletarier. – Die berühmte Studie Die Arbeitslosen von Marienthal  von Marie Jahoda, Paul Felix Lazarsfeld und Hans Zeisel ist ebenfalls eine kulturelle Aneignung, waren doch die drei Verfasser (alles Angehörige des Wiener Großbürgertums) niemals in der Situation der von ihnen untersuchten Arbeitslosen.

In größerem, sozusagen globalem Rahmen besehen, dürfe sich niemand Bestandteile einer anderen Kultur aneignen. In extremis wäre dann die Anwendung der von Weißen geprägten Medizin (von Hippokrates bis zur „Wiener Medizinischen Schule“) bei schwarzen Patienten verboten. Statt ärztlicher Behandlung sollten sich offenbar schwarze Menschen wieder den Künsten ihrer Medizinmänner anvertrauen. Ob das gutgeht, darf bezweifelt werden.

Fazit: Jeder habe sich nur im Rahmen seiner eigenen Kultur zu bewegen, darf sich nichts von anderen abschauen – Ziel der Verfechter des Verbots einer kulturellen Aneignung ist also eine getrennte Entwicklung entlang der Kultur der Menschen mit derselben Hautfarbe. In Südafrika gibt es dafür schon lange einen Ausdruck: Apartheid.

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