Zwist innerhalb der Israelitischen Kultusgemeinde Wien

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Bucharische Juden fordern Rücktritt von Oskar Deutsch

Nach einem Bericht der Tageszeitung „Kurier“ am Mittwoch, dem 6. Jänner, gehen bei der IKG Wien die Wogen hoch. Eine Gruppe innerhalb der Kultusgemeinde fordert unverhohlen den Rückzug des IKG-Präsidenten Oskar Deutsch sowie eine unabhängige Kommission, die den Vorfall untersuchen möge.

Die Vorgeschichte: Am Beginn des neuen Jahres erprobt die Stadt Wien in einem Testlauf („Pilot-Projekt“) die Wirkung des Impfstoffes von Biontech-Pfizer bei betagten Mitbürgern in insgesamt neun Altersheimen Wiens. Darunter das Maimonides-Zentrum der Israelitischen Kultusgemeinde, in welcher sich 343 Personen impfen lassen; das Gros davon Bewohner, aber auch das Personal. Allerdings bleiben 30 Dosen Impfstoff übrig. Anscheinend haben einige Heimbewohner oder Mitarbeiter im letzten Augenblick kalte Füße bekommen und die Impfung abgelehnt.

Naheliegenderweise stellt sich damit die Frage: Was tun mit diesen 30 Dosen? Da ist guter Rat teuer, weil der aufgetaute Impfstoff (bekanntlich muss er bei minus 70 Grad gelagert werden) rasch verdirbt. Angesichts des Zeitdrucks trommelt man dreißig Menschen zusammen, in erster Linie diejenigen, die mit dem Maimonides-Zentrum dauernd in Kontakt stehen. Darunter halt auch der Chef der Wiener IKG, Oskar Deutsch.

Das ist für eine Gruppe namens VBJ (Verband Bucharischer Juden; sie halten sechs von 24 Mandaten im Gemeindevorstand und sind sohin die schärfsten Rivalen der Liste Deutsch mit acht Sitzen) innerhalb der Kultusgemeinde offenbar Anlass genug, dahinter einen Skandal zu orten.  Der Verband bucharischer Juden, der Name leitet sich von der Stadt Buchara an der Seidenstraße ab, formuliert in einer Verlautbarung (gerafft):

„Unverständlicherweise wurden aber bei der Impfaktion im Maimonides Zentrum nicht nur hochbetagte Bewohner und das Pflegepersonal, sondern unter anderem auch der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Oskar Deutsch samt nahestehender Personen und deren Familienangehörigen unter 30 geimpft – auf eigenen Wunsch hin! Letztere zählen mitnichten zu den Risikogruppen und haben damit wertvollen Impfstoff für vulnerablere Personen für sich beansprucht … Dass gerade IKG-Präsident Deutsch diese Impfaktion zur eigenen Immunisierung missbraucht, schädigt die Integrität des Amtes enorm … Präsident Deutsch hat mehrmals das Ansehen seines Amtes beschädigt und sollte nun die menschliche Größe aufbringen und aus diesen moralischen Verfehlungen die notwendigen personellen Schlüsse ziehen.“

Inzwischen hat sich Oskar Deutsch entschuldigt. Obwohl keine besondere Notwendigkeit dafür gegeben ist, schließlich hat er der Stadt Wien einfach aus der Patsche geholfen, sonst wäre der Impfstoff verdorben. Nebenbei: Der ebenfalls außer der Reihe geimpfte Christoph Kardinal Schönborn zeigt in dieser Beziehung keinerlei Schuldgefühle.

Doch die bucharischen Juden in der IKG Wien können Deutschs Worte des Bedauerns mitnichten beeindrucken. Deren Anführer Israel Abramov schreibt: „Seine halbherzige Entschuldigung war ein Lippenbekenntnis, als die Causa nicht mehr länger vertuscht werden konnte.“ Innerhalb der Kultusgemeinde dürften ganz schön die Fetzen fliegen, wie man so schön sagt.

[Autor: E.K.-L. Bild: Wikipedia/Bwag Lizenz: CC BY-SA 4.0]

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