Neue Forschungsergebnisse berechtigen zu Hoffnungen
Die Vorstellung, die Bakterien eines Fremden in den eigenen Darm transplantiert zu bekommen, ist eher unappetitlich. Doch die Implantierung von Fremdkot in den Körper eines Kranken ist eine sehr alte Therapie. Bereits im China der Dongjin-Dynastie (4. Jahrhundert) beschreibt der Alchemist Ge Hong in einem Notfallmedizin-Lehrbuch eine solche innerliche Stuhl-Anwendung.
In der Krebstherapie kann eine Stuhlübertragung (Fachleute nennen den Vorgang fäkale Mikrobiota-Transplantation) auf einen anderen Menschen lebensrettend sein. Der Einfluss der Darmbakterien auf die menschliche Gesundheit ist heutzutage unbestritten und vielfältig. Auch bei Krebs hat das sogenannte Mikrobiom (das ist die Gesamtheit der Mikroben, die den Menschen vor allem im Darm besiedeln) seine Finger im Spiel. Das lässt sich therapeutisch nutzen, wie Forscher bei Patienten mit Hautkrebs gezeigt haben.
Früher hat man vermutet, eine gestörte Darmflora sei bloß Auslöser von Magen-Darm-Beschwerden, in vielen Fällen bis zu entzündlichen Darmerkrankungen wie Colitis Ulcerosa oder Morbus Crohn. Heute weiß die Medizin: Das Einflussgebiet des Mikrobioms reicht sogar bis ins Gehirn.
Jetzt liegen Nachrichten vor, die Patienten mit Hautkrebs (Melanom) zu Hoffnungen berechtigen. Ein Melanom oder schwarzer Hautkrebs ist ein ausgesprochen bösartiger Hauttumor. Er gilt als die gefährlichste Form aller Hautkrebserkrankungen.
Schauplatz ist die Universität Pittsburgh in Pennsylvania, USA. Laut dem Wissenschaftsmagazin Science hat man dort fünfzehn Melanom-Patienten ausgewählt. Bei diesen Personen waren alle Behandlungen einschließlich einer eigentlich hochwirksamen Immuntherapie ohne Erfolg geblieben. Faktisch ein Todesurteil, hat ihr Krebs doch längst (Fern-)Metastasen gebildet.
Doch infolge einer Stuhltransplantation konnten sogenannte PD-1-Hemmer die körpereigenen Immunzellen gleichsam scharfmachen, sodass diese aggressiver gegen die Tumorzellen vorgehen. Diese Hemmer wirken nicht direkt gegen die Krebszellen, sondern greifen vielmehr in die Steuerung der Immunantwort auf den Tumor ein. Und zwar an den sogenannten Immun-Checkpoints. Darunter versteht man Schaltstellen im Immunsystem, an denen Proteine unter anderem auch dafür sorgen, dass eine laufende Immunreaktion wieder beendet wird, um eine Autoimmunreaktion zu verhindern.
Bei immerhin sechs Patienten konnte man nach etwas mehr als einem Jahr eine Verringerung oder zumindest eine Stabilisierung des Tumorgewebes nachweisen. Es handelt sich infolgedessen um eine Therapie, die bei mehr als einem Drittel der Todkranken gut angeschlagen hat.
[Autor: E.K.-L. Bild: Wikipedia Lizenz: –]