Der 8. Mai als Streitpunkt

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Merkwürdiges zu 75 Jahre Kriegsende

Der erste Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland Theodor Heuss (FDP) sagte zur Kapitulation der Deutschen Wehrmacht: „Im Grunde genommen bleibt dieser 8. Mai 1945 die tragischste und fragwürdigste Paradoxie der Geschichte für jeden von uns. Warum denn? Weil wir erlöst und vernichtet in einem gewesen sind.“ Auch Richard von Weizsäcker (CDU) wäre nicht auf den Gedanken gekommen, diesen Tag zu feiern. Am 8. Mai 1985 führte er u.a. aus: „Der 8. Mai ist für uns Deutsche kein Tag zum Feiern. Die Menschen, die ihn bewusst erlebt haben, denken an ganz persönliche und damit ganz unterschiedliche Erfahrungen zurück. Der eine kehrte heim, der andere wurde heimatlos. Dieser wurde befreit, für jenen begann die Gefangenschaft. Viele waren einfach nur dafür dankbar, dass Bombennächte und Angst vorüber und sie mit dem Leben davongekommen waren.

Andere empfanden Schmerz über die vollständige Niederlage des eigenen Vaterlandes. Verbittert standen Deutsche vor zerrissenen Illusionen, dankbar andere Deutsche vor dem geschenkten neuen Anfang.“ Alexander Gauland (AfD) sagte im Grunde nichts anders: „Man kann den 8. Mai nicht zum Glückstag für Deutschland machen. Der 8. Mai hat nicht das Potenzial zu einem Feiertag, weil er ein ambivalenter Tag ist. Für die KZ-Insassen ist er ein Tag der Befreiung gewesen. Aber es war auch ein Tag der absoluten Niederlage, ein Tag des Verlustes von großen Teilen Deutschlands und des Verlustes von Gestaltungsmöglichkeit.“

Von Heuss über von Weizsäkker bis zu Gauland gibt es eine Kontinuität in der Deutung dieses Tages. Thomas Dehler, der große Liberale, Gegner Konrad Adenauers und zeitweilig Bundesjustizminister, forderte ein klares und positives Bekenntnis zur eigenen Nation. Noch in den 60er Jahren beobachtete er: „Überall Respekt vor den Deutschen … der Glaube, die Deutschen bedeuten etwas“. Dehler wusste zwischen Patriotismus und Nationalismus zu unterscheiden. Er sah „den Nationalismus als den Totengräber Europas“. Er warnte, dass man „bestimmte Worte wie Vaterland, Nation, Opfergeist oder das sehr ambivalente Wort Patriotismus mit großer Vorsicht gebrauchen sollte.“ In der „DDR“, die manche bis zuletzt als „Sowjetische Besatzungszone“ ansahen, war das anders.

Dort wurde der 8. Mai als gesetzlicher Feiertag begangen. Kein Wunder, dass die „Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes – Bund der Antifaschisten“ (VVNBdA) – eine früher mit „DDR“ Geld ausgehaltene Organisation – heute fordert, die Bundesrepublik Deutschland möge nun endlich den 8. Mai zum gesetzlichen Feiertag erheben. Sie wollen das Geschichtsbild der zweiten totalitären deutschen Diktatur auf den Westteil Deutschland übertragen, so als wäre ihr damaliges Feindbild, die „BRD“, untergegangen und nicht die „DDR“. Leute wie der amtierende Bundespräsident machen es diesen Geschichtsrevisionisten einfach.

Wenn Steinmeier in seiner aktuellen Rede zum 8. Mai 1945 ausführt: „Man kann dieses Land nur mit gebrochenem Herzen lieben.“ und weiter: „Wenn Europa scheitert, scheitert auch das ‚Nie wieder!“ Die Deutschen müssen das Vertrauen, das andere in sie gesetzt haben, rechtfertigen, indem sie der Versuchung eines neuen Nationalismus widerstehen. Stellt sich nicht nur die Frage, von welchem Land der Mann spricht, sondern vielleicht sei auch die Frage erlaubt, warum er ein Land, das er eben nicht vorbehaltlos „liebt“,unbedingt als Bundespräsident repräsentieren will. Nein, Steinmeier setzt sich dem Verdacht aus, billiges politisches Kleingeld für seine Partei, die schwindsüchtige SPD, prägen zu wollen. Das ist peinlich. Das haben die Opfer des Holocaust nicht verdient. Steinmeier ist seines Amtes unwürdig.

Es gibt einen Bruch in der Sicht der Deutschen auf ihre Geschichte. Dieser Bruch symbolisiert aber nicht die Weizsäcker Rede vom 8. Mai 1985 sondern die Merkels, Habecks und Steinmeiers, die Deutschland nicht mögen. Von Merkel gibt es das berühmte Foto, wo sie die Deutschlandfahne unwirsch weiterreicht und Grünen-Chef Habeck erklärte frank und frei, dass er mit Patriotismus nicht anfangen könne. Auch wenn es hier vielleicht nicht ganz passt, sei der damalige Staatschef der UdSSR Stalin zitiert: „Die Hitlers kommen und gehen, aber das deutsche Volk bleibt bestehen“. Es ist nämlich nicht egal, wie die Repräsentanten zu ihrem Land stehen. Insoweit darf man Steinmeier dankbar dafür sein, dass er den Deutschen einen Blick in seine Gedankenwelt gewährt hat.

[Autor: A.S. Bild: www.wikipedia.org/Kleinschmidt / MSC Lizenz: CC BY 3.0 de]

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