Festkleben der Umwelt zuliebe?

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Autor: Manfred Tisal Bild: Wikipedia/Stefan Müller Lizenz: CC BY 2.0


Müssen in Zukunft Werke bekannter Künstler herhalten, um selbsternannten Umweltaktivisten die Möglichkeit zu geben, in den Medien eine Plattform zu bekommen? Müssen Bilder großer Meister mit Farbe, Suppe oder ähnlichem übergossen werden, um auf etwas aufmerksam zu machen, was uns sowieso allen bekannt ist, weil wir förmlich mit Klimaschreckensmeldungen und möglichen fatalen Zukunftsszenarien überschüttet werden? Könnte man nicht die Jugendlichen dazu bewegen, wirklich etwas für die Umwelt zu tun? Sich an einer Flurreinigungsaktion zu beteiligen, oder sich mit Ideen einer sauberen und besseren Umwelt zuliebe, zu beschäftigen? Anstatt sich festzukleben, beide Hände dafür verwenden, Dreck auf den Straßen zu sammeln, um als leuchtendes Beispiel voranzugehen. Und wer kommt für die Schäden, oder mögliche Folgen dieser Festkleberei auf?

Freilich trägt die Presse dazu bei, Informationen über derartige Klebe- und Schmieraktionen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Presse lebt von Sensationsgeschichten. Ein überschütteter Monet erschüttert die Öffentlichkeit halt mehr als ein sauberer Wiesenrain am Rande einer Autobahn. Vielleicht sollte die Presse den Klebe-Aktivisten keine Plattform mehr geben. Selbst die kleinen Dinge bewegen oft großes.

Apropos Presse: Der Rücktritt der beiden Chefredakteure von ORF und „Presse“ mag zwar gerechtfertigt sein, kostet aber viele einen Lacher. Ein Naheverhältnis mit führenden Politikern als Grund für einen Rücktritt anzugeben ist lächerlich. Journalisten brauchen den positiven Kontakt zu jenen, die in der Lage sind etwas zu bewirken. Wo sonst kommen die Informationen für einen gut recherchierten Artikel her? Man trifft sich, telefoniert, schreibt Mails oder chattet hin und her, bis man die gewünschten Informationen bekommt, um einen Artikel oder eine Story zu verfassen, an deren Wahrheitsgehalt niemand zweifelt. Das „aus dem Finger saugen“ oder „Anstellen von Vermutungen“, vielleicht auch noch mit dem Hinweis, dass die Unschuldsvermutung gilt, sollte man lieber den Schmier-, Lügen oder sensationshaschenden Möchtegernreportern überlassen, die ihr Zeilenhonorar für jeden Käse bekommen, solange er nur ansatzweise eine Skandalvermutung in sich birgt. Ein guter Journalist ist unabhängig, nach allen Seiten offen und mit Gott und der Welt per Du. Er sieht nicht nur die schlechten, sondern auch die guten Seiten und überlässt es dem Leser, letztlich eine Entscheidung zu treffen und sich eine Meinung zu bilden. Leider Gottes ist diese Art von Journalisten eine äußerst seltene Spezies dieser Berufsgruppe.

Manfred Tisal ist Kabarettist, Moderator, Autor und Journalist.

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