Kurzsche Sch(m)achnovelle

by admin2

Autor: Manfred Tisal Bild: PxHere Lizenz: –


Schreck lass nach. Kurz ist kurz weg, und rochardiert sich selbst vom Kanzler zum Schattenkanzler, um aus dem Hintergrund die türkis–schwarzen Fäden zu ziehen. Und mit dem Vorzeigediplomaten Schallenberg hat er ein Opfer gefunden, das sich dem Spiel um Macht unterordnen wird. Er ist ja Diplomat und vor allem schlau genug, sich nicht selbst zu schaden. Schön langsam wird das Spiel mit den Wählern aber durchschaubar, und die Chats mit den Königsmachern, oder wie immer man diejenigen bezeichnen will, die den Finger am Drücker der Handys haben, sind nur am halben Weg zur Spitze des Eisberges, der jetzt zu schmelzen droht.

Selbst Grün-Kogler scheint es nicht auszureichen, was sich in den schwarz–türkisen Reihen abspielt. Stimmt man dieser Rochade nicht zu, bedeutet es runter von der Regierungsbank, Machtverlust, Imageverlust und womöglich eine Verzögerung und Nichtverwirklichung der sowieso in vielen Fällen anzuzweifelnden Klimaziele. Ein Problem, das selbst die Grünen spaltet und Uneinigkeit sät. Stimmt man jedoch zu, passiert das Gleiche in Grün. Grün wärmt zwar die Stühle auf der Regierungsbank, muss sich aber weiterhin des Schattenkanzlers Anordnungen beugen.

Selbst Kogler reicht es nicht aus, was sich in den ­tür­kisen Reihen abspielt.

Was die Personalentscheidungen der türkis–schwarzen Partei anbelangt, sind die Wähler schon einiges gewöhnt. Klubobmann Wöginger muss der Parteientscheidung Folge leisten und nach hinten rücken. Seinen Platz nimmt Parteichef Kurz ein, und einer in der letzten schwarz–türkisen Reihe muss den Platz räumen. Schallenberg nimmt vielleicht nur kurz, scheinbar oder scheinhalber den Platz von Kurz ein und Michael Linhart den Platz von Schallenberg. Was sich jedoch im Hintergrund noch alles abspielt oder abspielen wird, wage ich nicht zu prognostizieren.

Eines ist sicher: Das Spiel geht weiter. Die größte Teuerreform der Zweiten Republik gerät ins Wanken. Das tut insofern weh, als Handel, Energieriesen und Ölmultis schon zwei Tage nach der Ankündigung dieser Kurz-Koglerschen „Monsterreform“ in vorauseilendem Gehorsam die Preise für so ziemlich alles angehoben haben, um bei Neustart der Steuerreform nachbessern zu können.

Egal ob politisch oder wirtschaftlich, sozial oder kulturell, Ver­lierer ist das Volk und damit diejenigen, die die Steuertöpfe befüllen, aus denen sich unsere Volksvertreter für wen oder was auch immer bedienen. Aber mit Hilfe der unabhängigen „Eine-Hand-wäscht-die-andere-Presse“ wird es der Obrigkeit sicherlich gelingen, sich aus dem Kurzdesaster herauszumanövrieren. Und vielleicht kommt man drauf, dass der alte Holzmichl schuld ist, am ganzen Desaster.

Manfred Tisal ist Kabarettist, Moderator, Autor und Journalist.

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