Russland findet weiterhin Abnehmer für sein Erdöl

by admin2

Autor: E.K.-L. Bild: Wikipedia/Кирилл Аристов Lizenz: public domain


Westliche Öl-Sanktionen erweist sich als Eigentor

Wer auch immer im Selenski-Anbetungsverein namens EU die Sanktionen erfunden hat, eines steht fest: Es handelt sich dabei um keine besonders intelligente Strategie. Schauen wir uns das Erdöl an. Es soll vom Westen nicht mehr eingeführt werden, damit möchten Washington, London und Brüssel Moskau eine seiner wichtigsten Lebensadern abklemmen. Die USA und Kanada haben Importverbote für russisches Erdöl erlassen. Großbritannien will bis Ende des Jahres 2022 auf Öl aus Russland verzichten. Das sechste Sanktionspaket der EU sieht ebenso ein Auslaufen der Erdöleinfuhren aus Russland bis Ende des Jahres vor. Dennoch exportiert Moskau so viel Rohöl wie schon lange nicht mehr.

Der Schuss geht nach hinten los: Russland verschifft mehr Rohöl als zuvor. Es zeigt sich nämlich: Russisches Erdöl findet weiterhin seine Käufer, denn asiatische Länder nehmen insgesamt mehr russisches Erdöl als vor der Invasion der Ukraine über den Seeweg ab. Da lohnen sich auch weite Wege für die Zustellung.

Laut den Daten der finnischen Nichtregierungsorganisation Centre for Research on Energy and Clean Air (Crea) verdient Russland in den ersten 100 Tagen seit der Invasion der Ukraine rund 46 Milliarden Euro mit dem Export von Rohöl und gut 93 Milliarden Euro mit der Ausfuhr aller fossilen Brennstoffe.

Im April und im Mai betragen die über den Seeweg transportierten Rohölmengen aus Russland 3,3 Millionen Fass pro Tag. Das ist so hoch wie letztmals im Juni 2019. Dabei sind die Importe im nordwestlichen Europa stark gesunken. Dies wird jedoch durch vermehrte russische Exporte nach Süd- und Südosteuropa, Indien, China und in die Türkei mehr als ausgeglichen.

Warum ist das so? Die derzeitigen Abnehmer sehen nämlich vor allem einen großen Vorteil: Russisches Erdöl ist günstig zu haben. Die russische Rohölsorte Urals ist um mehr als 34 Dollar je Fass billiger als Öl der Sorte Brent aus der Ostsee. Auf dieser beruht der Referenzpreis für den globalen Erdölmarkt. Damit kostet Urals gut 30 Prozent weniger als Brent. Üblicherweise ist der Preisabstand viel geringer. Es kommt hinzu, dass das Angebot an Öl derzeit angespannt ist und die Raffineriemargen hoch sind. Es ist einfach: Der Kauf russischen Erdöls lohnt sich in vielen Fällen.

Und Russland profitiert dabei übermäßig. Auch wenn zeitweise die Exportmenge für Rohöl und Erdölprodukte zurückgegangen ist: Wegen des stark gestiegenen Weltmarktpreises für Erdöl verdient Russland im Mai 2022 mehr als ein Jahr zuvor, wie eine Analyse von Crea zeigt.

Vor allem Indien erweist sich als guter Kunde des Kremls: Die indischen Raffinerien nehmen vor dem 24. Februar knapp ein Prozent der russischen Rohölausfuhren ab, im Mai 2022 sind es laut Crea bereits satte 18 Prozent. Ein wichtiger Käufer ist die weltgrößte Raffinerie Jamnagar an der Westküste Indiens, im Mai kommen rund 27 Prozent der Lieferungen aus Russland, ein Monat davor sind es bloß fünf Prozent.

Fazit: Die russischen Erdöllieferungen nach Indien haben sich seit der Invasion der Ukraine mehr als versiebenfacht. Doch das Land, das am meisten russisches Erdöl abkauft, bleibt China. Rund 800 000 Fass pro Tag werden per Pipeline transportiert. Chinesische Unternehmen steigern nun die Lieferungen per Schiff.

Den EU-Staaten ist diese Entwicklung auch nicht entgangen. Aber der Westen steht vor einem Dilemma: Wenn die Sanktionen spät und schwach kommen, sind sie wirkungslos. Wenn die Maßnahmen aber greifen, steigt der Weltmarktpreis für Erdöl, was im Endeffekt Unternehmen und Bürger an der Tankstelle spüren.

Das könnte Sie auch interessieren