Slowakei: Vladimir Meciar spannt wieder ein

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Kann das alte Schlachtross aus den 90er-Jahren den heutigen Parteien gefährlich werden?

 

Langjährigen Beobachtern der slowakischen Innenpolitik ist der Name Vladimir Meciar sicher ein Begriff. Der vierschrötige Politiker ist in den 90er-Jahren mehrfach Regierungschef der Slowakei, die sich bekanntlich per Jahresbeginn 1993 von Prag trennt und zum selbstständigen Staat wird. Zwischen 1994 und 1998, während seiner letzten Amtsperiode als Premier, geriert sich der ehemalige Amateurboxer zunehmend autoritär. Dann scheint ihn das politische Glück zunehmend zu verlassen: 1999 sowie 2004 will er Staatsoberhaupt werden, jedes Mal ohne Erfolg. Trauriger Höhepunkt der Pechsträhne ist der 24. April 2000. An jenem Tag wird Meciar in seiner Villa von der Polizei festgenommen (angeblich soll er etlichen Ministern rechtswidrige Gehaltsaufbesserungen bewilligt haben), nach einer Vernehmung auf dem Wachzimmer aber wieder auf freien Fuß gesetzt.

Jetzt will es der mittlerweile 77-Jährige noch einmal ganz genau wissen. Laut einer Nachricht des Mediums Pluska vom 3. August arbeitet er schon lange an den Vorbereitungen für eine neue Partei, die er demnächst aus der Taufe hebt. Deren Name steht allerdings noch nicht fest. Grund dafür ist laut Meciar, dass zurzeit für keine der vorhandenen Parteien das Wohl der Heimat an erster Stelle stehe. Diesen Mangel möchte Meciar beheben.

Wichtigster Partner Meciars ist Stefan Harabin, ein ehemaliger Vize-Premier, Vorsitzender des Obersten Gerichtshofes (2009-14) sowie im heurigen Frühjahr Präsidentschaftskandidat, der mit 14,34 Prozent der gültigen Stimmen immerhin den dritten Platz nach der jetzigen Präsidentin Zuzanna Caputova und dem farblosen Sozialisten Maros Sefcovic (EU-Kommissar) belegt. Im Nordosten der Slowakei vermag  Harabin sogar die meisten Stimmen für sich zu verbuchen.

Für den Realitätssinn Meciars spricht, dass er im Hinblick auf sein vorgeschrittenes Alter nicht mehr selbst in die Politik zurückkehren, sondern bloß eine neue Bewegung schaffen will, der das Interesse der Slowakei am Herzen liegt.

[Autor: E.K.-L. Bild: www.wikipedia.org/Péter Kamocsai Lizenz: -]

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