Ungarn bestellt russischen Impfstoff

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Ein Vorbild für Rudolf Anschober?

Wie die renommierte deutschsprachige „Budapester Zeitung“ meldet, beschafft sich Ungarn angesichts der Lieferschwierigkeiten westlicher Pharmafirmen sowie der Ungeschicklichkeit der EU (Brüssel lehnte bekanntlich eine Offerte von BioNTech-Pfizer über zusätzliche 300 Millionen Ampullen Impfstoff ab, was beim Anbieter für Verwunderung sorgt) Impfstoffe aus russischer Produktion. Dies gab Außenminister Péter Szijjártó nach Verhandlungen am Freitag, dem 22. Jänner, in Moskau bekannt.

Die Lieferungen werden zur Impfung von insgesamt einer Millionen Magyaren ausreichen, die erste Lieferung für 300.000 Menschen werde binnen 30 Tagen ausgeliefert. Der Fidesz-Politiker verwies auf die rund einhundert Todesopfer, die Ungarn in der Corona-Pandemie aktuell täglich zu beklagen habe. Die Verluste für die Volkswirtschaft wegen der Beschränkungen des öffentlichen Lebens bezifferte er auf 10-15 Mrd. Forint pro Tag.

Ungarn hat zwei Millionen Impfdosen vom Typ „Sputnik V“ bei den Russen bestellt, die in einem Zeitraum von drei Monaten in drei Etappen angeliefert werden. Wie bei den bislang zugelassenen Impfstoffen von BioNTech-Pfizer und Moderna sind auch vom russischen Impfstoff zwei Dosen pro Person erforderlich. Zur weit verbreiteten Skepsis wegen der Effizienz russischer Impfstoffe merkte der Außenminister an, das NATO-Mitglied Türkei errichte ein Impfstoffwerk für die Produktion von „Sputnik V“, ungarische Fachleute hätten die Produktion vor Ort inspiziert und keine Einwände erhoben. Selbst die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel habe Unterstützung für den russischen Impfstoff im europäischen Genehmigungsverfahren zugesagt.

Anders als Rudolf Anschober, der die Hände in den Schoß legt, sich voll auf die EU-Zuteilung verlässt und keinen Plan B in der Schublade hat, ist Budapest aktiv bestrebt, sich nach mehreren Seiten abzusichern. Daher wird Ungarn auch mit Peking einen Vertrag über eine Impfstoff-Lieferung abschließen, der im Entwurf bereits vorliegt, allerdings erst dann zur Unterzeichnung gelangt, wenn der chinesische Impfstoff ähnlich wie zuvor der britische und der russische Impfstoff durch die Behörden genehmigt wird.

[Autor: E.K.-L. Bild: PxHere Lizenz: –]

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