Das Selenski-Regime fügt sich selbst Schaden zu

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Autor: E.K.-L. Bild: Wikipedia/Klymenkoy Lizenz: CC BY-SA 4.0


Die Loyalität der Magyaren in der Karpaten-Ukraine steht vor einer schweren Belastungsprobe

Das in westlichen Medien gezeichnete Bild von der Ukraine als mustergültig demokratisches wie tolerantes Gemeinwesen zerbröckelt allmählich, da es mit der Wirklichkeit nur sehr bedingt übereinstimmt. Wie bekannt ist die zwangsweise Ukrainisierungspolitik vor einem knappen Jahrzehnt  einer der Gründe für die Abspaltung der beiden überwiegend von ethnischen Russen bewohnten Oblaste (Regionen) Donezk und Luhansk.

Auch gegen die magyarische Volksgruppe (rund 140.000 Seelen) in der Oblast Transkarpatien, also in der Karpaten-Ukraine (ung. Kárpátalja), geht Kiew ziemlich harsch vor. 2017 verabschiedet man ein neues Bildungsgesetz, das vorsieht, von der fünften Schulstufe an sei das Ukrainische die hauptsächliche Unterrichtsprache. Bis dahin konnten die Kinder der Minderheiten (im Osten die Russen, im Westen die Ungarn) bis zur Matura ausschließlich in der jeweiligen Muttersprache unterrichtet werden.

Leidtragende waren unter anderem 71 Schulen im Siedlungsgebiet der Magyaren in der Karpaten-Ukraine. Das Bildungsgesetz führt in Ungarn – das sich, ähnlich wie Österreich im Hinblick auf Süd-Tirol, als Schutzmacht für die durch das Friedensdiktat von Trianon (1920) vom Mutterland abgetrennten Landsleute betrachtet – zu einer tiefgreifenden Mißstimmung gegenüber Kiew.

Dankbarkeit ist bekanntlich keine politische Kategorie. Deswegen erwartet Budapest keine großen Dankesbezeigungen des Selenski-Regimes für die Aufnahme unzähliger, die Schätzungen gehen bis zu einer Million, ukrainischer Kriegsflüchtlinge, in der Hauptsache Frauen, Kinder und alte Menschen. Es handelt sich dabei um die größte humanitäre Hilfsaktion in der Geschichte Ungarns.

Nun aber ist es zu einem Vorfall gekommen, der bei unserem östlichen Nachbarn für ziemliche Verärgerung sorgt. Was ist geschehen? Am Donnerstag, dem 12. Oktober, beschließt der Gemeinderat der Stadt Munkatsch (ung. Munkács), die Statue des Turul von der Plankenburg, auch Munkatscher Burg (ung. Munkács vára) genannt, zu entfernen. Es handelt sich dabei um ein Symbol des Ungartums in der Karpaten-Ukraine, das 1896 anlässlich der Tausendjahrfeier (Milleniumsfeier) errichtet worden ist.

Bekanntlich begann 896 die sogenannte Landnahme des Karpatenbeckens durch die Magyaren unter Fürst Árpád über die Pässe in der Karpaten-Ukraine (in erster Linie über den Vereckei-Pass). Den Weg von Etelköz, der Gegend nördlich des Schwarzen Meeres, ins Karpatenbecken zeigte ihnen der ungarischen Mythologie gemäß der Turul, eine Mischung aus Adler und Falke.

Unter den vielen Turul-Denkmälern ist das bekannteste dasjenige auf einem Felsen hoch über der Stadt Tatabánya; jeder, der im Zug nach Budapest fährt, sieht dieses gigantische Monument mit den weit ausgebreiteten Schwingen des Vogels.

Zurück zur Burg von Munkatsch, die der ungarische König Béla IV. im 13. Jahrhundert nach dem Mongoleneinfall erbauen lässt, um die östlichen Grenzen Ungarns zu schützen. Während der Napoleonischen Kriege wurde hier zwischen 1805 und 1806 sogar die Stephanskrone verwahrt.

Zwei Stunden nach dem Beschluss des Gemeinderats, nämlich gleich am Nachmittag des 12. Oktober, wird das Turul-Denkmal aus Bronze mit seinem Gewicht von beinahe einer Tonne von den Ukrainern eher unsanft abgebaut – man reißt das Symbol des Magyarentums mit Gewalt vom Sockel und schmeißt den Turul einfach in den Burggraben. An seine Stelle soll ein ukrainisches Staatswappen kommen.

All das geschah in Windeseile in einem Land, in dem die Reparatur eines einfachen Schlaglochs Monate dauern kann, so die verärgerte Reaktion von Karolina Darcsi, Führungspersönlichkeit der KMKSZ (ung. Kárpátaljai Magyar Kulturális Szövetség, dt. Kulturgesellschaft der Magyaren in der Karpaten-Ukraine). In Budapest protestiert János Árpád Potápi, Staatssekretär im Amt des Ministerpräsidenten für die Belange der Magyaren außerhalb des Mutterlands, gegen den unfreundlichen Akt. Gleich am darauffolgenden Tag (Freitag, 13. Oktober) nach dem unerquicklichen Vorfall bestellt Ungarns Außenminister Péter Szijjártó den ukrainischen Geschäftsträger in Budapest ins Außenamt ein und setzt ihn über die ernsthafte Besorgnis seiner Regierung angesichts dieser unnötigen Provokation ins Bild. Nebenbei: Szijjártó wird als Orbáns Kronprinz gehandelt.

Gott sei Dank gibt es in der Ukraine Stimmen der Vernunft. Zum Beispiel Viktor Mikita, Gouverneur der Oblast Transkarpatien, der zur mutwilligen Beseitigung des Turul-Denkmals der magyarischen Volksgruppe in Munkatsch durch ukrainische Nationalisten formuliert: Die Angehörigen der nationalen Minderheiten kämpfen Schulter an Schulter mit den Soldaten der Mehrheitsnation für die Verteidigung der Ukraine. Ich denke, jetzt ist nicht die Zeit für Provokationen, die diesen Kampf schwächen.

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