Ein Humorist alter Schule

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Vor 10 Jahren starb Loriot

Zehn Jahre ist es her, dass Vico von Bülow alias Loriot in seiner bayrischen Wahlheimat am Starnberger See für immer die Augen Schloss. Das Oeuvre des Universalkünstlers bestand den Test durch die Zeit – es blieb unvergessen. Loriot hat Kultstatus erreicht – und das zu Recht.

Keiner hat die deutsche Spießbürgerlichkeit beißender bespöttelt als der disziplinierte Preuße mit den buschigen Augenbrauen. Im Tweed-Sakko auf dem grünen Sofa kündigte er, oft neben seiner unvergessenen Partnerin Evelyn Hamann, über Jahrzehnte hinweg jene knapp 100 Sketche an, in denen mit größter Akribie unter präzisesten Regieranweisungen des Maestros prototypisch der bundesdeutsche Alltag in Szene gesetzt wurde.

„Das könnte ein Loriot sein“, hört man auch heute noch gelegentlich auf der Straße, wenn ein gutsituierter Herr eine Bananenschale unzulässig entsorgen will, wenn ein Ehepaar vor einem bindungsunfähigen Eheberater landet oder wenn der Gast den Warteraum unfreiwillig verwüstet, weil das Bild schief gehangen ist. Wenn die Sekretärin der Liebeserklärung ihres Chefs nicht folgen kann, weil eine Nudel an seiner Lippe hängt, wenn der Großvater seinem Enkel ein kleines Atomkraftwerk unter den Christbaum legt und zur Bescherung statt der Stillen Nacht den Helenenmarsch auflegt, oder wenn der Ehemann seine Frau „wahnsinnig macht“, weil er „einfach nur hier sitzen will“.

Doch Loriot blieb nicht bei der Kurzform: Auch zwei grandiose Komödien brachte er unter dem gewichtigen Rialto-Filmproduzenten Horst Wendlandt in die Kinos: Ödipussi (1988) und „Papa ante portas“. So perfekt das Timing in seinen Filmen war, so punktpräzis auch in seiner Karriere: Er hat keine seiner Tätigkeiten überstrapaziert oder gar zu weit getrieben. Wenn’s am schönsten war, wenn die ideale Form erreicht war, wurde aufgehört.

Von Bülow hatte nach Kriegsende ein Studium an der Kunstakademie in Grafik und Malerei absolviert. Anschließend verdiente sich der 1923 in eine Brandenburger Offiziersfamilie hineingeborene Preuße als Karikaturist seinen Unterhalt. Die Zeichnungen waren subversiv, einige davon sogar skandalträchtig. Ende der 60er-Jahre kam er schließlich zum Fernsehen und leitete knapp 10 Jahre lang vom großbürgerlichen Sofa aus seine Sketche ein. Er inszenierte Opern, dirigierte die Berliner Philharmoniker, war ein gefragter, aber freilich rarer Festredner, und malte.

[Autor: A.L. Bild: Wikipedia/Philipp von Ostau Lizenz: CC BY-SA 3.0]

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