Fällt die Hauptstadt an die Opposition?
Im Oktober wird in Budapest der Bürgermeister gewählt. Der mit Premier Viktor Orbán zeitweise zerstrittene Amtsinhaber István Tarlós, 71, hat ganz gute Aussichten für eine Wiederwahl. Aber auch die Opposition rechnet sich Chancen aus, weil die gemeinsame Liste der Regierungsparteien Fidesz und KDNP bei der Wahl zum EU-Parlament in Budapest bloß 41 % der Stimmen erreicht hat.
Um ihre Kräfte zu bündeln, veranstalteten die linken Gruppen MSzP (Postkommunisten), Párbeszéd (Dialog, eine Splittergruppe, die sich von den Linksgrünen der LMP abgespaltet hat), Demokratische Koalition (die Partei des als „Lügenpremier“ bezeichneten Ex-Premiers Ferenc Gyurcsány; sie erzielte bei der EU-Wahl in Budapest satte zwanzig Prozent) sowie die Momentum-Gruppe um den Conchita-Wurst-Imitator András Fekete-Györ (in der Hauptstadt immerhin 17,3 % bei der EU-Wahl) zwischen dem 20. und dem 26. Juni eine sogenannte Vorwahl, an der in der 1,756-Millionen-Einwohner-Stadt Budapest bescheidene 68.240 Personen teilgenommen haben.
Als Sieger ging Gergely Karácsony von Párbeszéd hervor. Karácsony darf nicht unterschätzt werden, denn er war bei der letzten Parlamentswahl Spitzenkandidat der Listenverbindung zwischen Postkommunisten und seiner Gruppe. Zudem ist er Bezirksbürgermeister des Stadtteils Zugló (14. Bezirk, dt. Lerchenfeld). Seine schärfste Mitbewerberin war Olga Kálmán von der Gyurcsány-DK. Die bissige Fernsehmoderatorin – eine Art ungarische Ausgabe des Armin Wolf – erhielt rund 25.000 Stimmen. Das Nachsehen hatte der Momentum-Kandidat Gábor Kerpel-Fronius mit 9.800 Voten.
Die neuerdings stark nach links abgedrifftete Jobbik kündigte am Samstag (29. Juni) an, sie werde im Oktober Gergely Karácony unterstützen. Desgleichen die Links-Grünen und die kleine Liberale Partei. Es kann also für den Fidesz-Amtsinhaber Tarlós durchaus eng werden.
[Autor: E. K.-L. Bild: www.wikipedia.org/Marc Ryckaert (MJJR) Lizenz: CC BY 3.0]