Wurde hier die Geiß zur Gärtnerin gemacht?

by John Tuscha

Autor: E.K.-L. Bild: Ausriss Zeitung Lizenz: public domain


Christa Zöchlings Karriere in einem Privatverein namens „Österreichischer Presserat“

Eh klar und geschenkt: Man sagt üblicherweise „Den Bock zum Gärtner machen“, aber in unserem Fall geziemt es sich zu gendern, sonst hat man vom Verein, von dem hier die Rede sein soll, gleich eine Art Privatverfahren am Hals. Weil der „Österreichische Presserat“ – er wacht über den sogenannten Ehrenkodex der heimischen Medien – halt gern ein bisserl die hiesige Gerichtsbarkeit nachahmt. Zum Beispiel, wenn sich ein paar Vereinsmitglieder zusammensetzen, dann ist das mitnichten ein Vereinsstammtisch, sondern vielmehr ein hochnobler „Senat“. Und ein solcher entscheidet dann in Sachen, die an ihn durch – das böse Wort „Denunziant“ sei hier vermieden – sogenannte Beschwerdeführer herangetragen werden. Solche Entscheidungen sind natürlich sehr wichtig.

Man weiß nicht recht: Ist es Personalmangel oder geschieht die Rekrutierung der Senatsmitglieder im Rahmen eines Resozialisierungsprogramms? Zumindest wenn man sich den Fall der Frau Christa Zöchling, seinerzeit Graz Gemeinderatskandidatin für die KPÖ und kürzlich emeritierte Mitarbeiterin des Wochenmagazins „Profil“ anschaut.

Christa Zöchling ist nämlich jene Journalistin, die anno 2015 Anhänger der Freiheitlichen Partei im Wochenmagazin „Profil“ charmant so beschreibt:

Es sind die hässlichsten Menschen Wien, ungestalt, unförmige Leiber, strohige, stumpfe Haare, ohne Schnitt, ungepflegt, Glitzer-T-Shirt, die spannen, Trainingshosen, Leggins. Pickelhaut. Schlechte Zähne, ausgeleierte Schuhe. Die Flüchtlinge aus dem Nahen Osten sind ein schönerer Menschenschlag …

Dafür wird Zöchling, pardon, formal natürlich das Medium, das den Text veröffentlicht hat, nämlich news networld internetservice GmbH, Taborstraße 1-3, 1020 Wien, als Medieninhaberin von „profil.at“ (der Name „Zöchling“ kommt in der „Entscheidung“ des Presserates gar nicht vor!) im November 2015 vom obgenannten Presserat, genauer gesagt: von dessen Senat 1, sogar gerügt. Eine ausgesprochene Seltenheit für ein, na sagen wir, leicht linksgeneigtes Medium. Obwohl man, was den inkriminierten letzten Satz anlangt, sich mit der antiken Formel „de gustibus non est disputandum“ herausreden könnte.

Das Gustostückl dabei: Zöchling ist, wenn man der Internetseite des Presserates Glauben schenken darf, seit 2015 Mitglied im Senat 3. Und zwar schon Monate vor dem November 2015. Davon, dass sich der Presserat wegen der obzitierten Ausführungen im „Profil“ von Zöchling getrennt hätte, kann natürlich keine Rede sein. Denn die Dame dürfte durch den harten Spruch des offenbar benachbarten Senates 1 des Presserates stante pede derart geläutert worden sein, dass sie weiterhin im Senat 3 als Art Laienrichter über andere Verstöße gegen Presse-Ethik und ähnliches richten durfte.

Und nun, am 3. November 2023, erfährt Zöchling eine Rangerhöhung: An diesem Tag wird sie sogar zur „Sprecherin des Senates 3“ gekürt. Welche Ehre für eine ehemals harsch Gerügte. Chapeau, Frau Zöchling!

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